Das Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck forscht und lehrt zu einem breiten Spektrum ethischer, epistemologischer und historischer Aspekte der Medizin und Biowissenschaften.
Medizin, Biowissenschaften, Technik und Informatik greifen in vielfältiger Weise in menschliches Leben ein. Sie prägen die moderne Gesellschaft und stellen oft selbst Herausforderungen für sie dar. Das Institut macht diese Prozesse zum Thema. Wir forschen vor allem zu den ethischen, epistemologischen und historischen Fragen, die damit aufgeworfen werden. Mit unseren Arbeiten untersuchen wir die Voraussetzungen und Effekte der modernen Medizin und der an ihr beteiligten Wissenschaften in den modernen Lebenswelten. Wir analysieren und erörtern die Durchsetzung und Realisierung neuer Verfahren und Optionen im Horizont individueller Bedürfnisse sowie ethischer und politischer Problemlagen.
Unsere aktuellen Forschungsprojekte lassen sich folgenden neun thematischen Forschungsfeldern zuordnen:
- Ethik in biomedizinischen Lebenswelten
- Medizinphilosophie, Medical Humanities und STS
- Psychological Humanities
- Feministische Theorie, Queer und Gender Studies
- Kulturwissenschaftliche Forschung und Philosophie
- Psychiatriegeschichte und Critical Neuroscience
- Phänomenologie der technischen Welt
- Zeitgeschichte - Zeitphilosophie - Zeitdiagnostik
- Wissenschaftsgeschichte, Epistemologie und Visualisierung
Wir engagieren uns mit einem breiten Spektrum von Lehrveranstaltungen in den verschiedenen Studiengängen der Universität zu Lübeck. Damit wollen wir der Maxime „Studieren in Lübeck heißt weiterdenken“ gerecht werden: Den Studierenden in Lübeck möchten wir die Gelegenheit geben – sie geradezu herausfordern –, über ihr Fach und seine Stellung in der Gesellschaft und im Verhältnis zu anderen Wissenschaften nachzudenken.
Die Universität zu Lübeck ist eine noch relativ junge Universität. Sie wurde 1964 als Medizinische Akademie auf dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Strecknitz gegründet, einer 1912 eröffneten und damals reformorientierten Einrichtung, die im Zuge der mörderischen Politik des Nationalsozialismus zu einem allgemeinen Krankenhaus umfunktioniert wurde (mehr zu dieser Geschichte hier). Heute ist aus der Medizinischen Akademie eine Universität mit einem klar umrissenen Fächerspektrum geworden, das präzise das Feld umreißt, zu dem wir reflexiv ethisch, epistemologisch und historisch forschen.
Zugleich bilden wir mit unserem Institutsgebäude in der Königstraße mitten in der Lübecker Innenstadt eine „Außenstelle“ der Universität auf der Altstadtinsel. Wir freuen uns sehr über dieses Haus und die Möglichkeiten, das es für öffentliche Veranstaltungen an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft bietet. Wir verstehen uns als aktive Mittler zwischen Universität und Stadt und veranstalten das Studium Generale der Universität, zu dem wir jeweils im Wintersemester namhafte Expert:innen zu einem Thema nach Lübeck einladen.
Das Institut ist Gründungsmitglied im Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung (ZKFL), einem Zusammenschluss universitärer Institute und städtischer Einrichtungen und Museen. Das ZKFL fördert einerseits wie ein Graduiertenkolleg Promotionen zu kulturwissenschaftlichen Themen mit einem klaren Lübeck Bezug und initiiert andererseits Forschungsvorhaben Lübecker Institutionen.
Seit 2020 betreibt das IMGWF zusammen mit dem Institut für Medizinische Elektrotechnik der Universität zu Lübeck den Ethical Innovation Hub. Am EIH wirkt Ethik in transdisziplinärer Zusammenarbeit innovativ, indem Methoden der verantwortungsvollen Forschung und Innovation entwickelt werden.
Seit 2021 ist das IMGWF Mitglied der European Association of Centres of Medical Ethics (EACME).
Neugierig, wissbegierig und fragend verfolgen wir aktuell diskutierte medizinische Praktiken, ethische Handlungsfelder und technologische Innovationen – mit Sinn für historische Horizonte, einem Blick auf Zukunft und am Puls der Zeit.