Nachhaltige regenerative Wirtschaftsformen – Teilen ist die neue Art des Eigentums
Wellbeing Economy
Wenn die Wirtschaft nicht Wachstum, sondern Wohl produzieren soll: Ansätze zu nachhaltigen, regenerativen Wirtschaftsformen
In diesem Blog soll diskutiert werden, wie effektiv verschiedene Mittel und Wege sind, um nicht nur die Klimaziele in Lübeck und Umgebung zu erreichen, sondern längerfristig auch viele der SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen 1.
Der Hintergrund ist, dass die meisten Regierungen (d.h. PolitikerInnen) die gesetzten Klimaziele ohne die Unterstützung oder sogar ohne den Antrieb von "us the people", von Nichtregierungs-organisationen, nicht erreichen werden.
Die meisten Gesellschaften auf der ganzen Welt werden an ihrem Wirtschaftswachstum gemessen, d.h. am BIP (Bruttoinlandsprodukt). Relevante Faktoren für die menschliche und planetarische Gesundheit gehen jedoch nicht in die Gleichung zur Berechnung des BIP ein. Kurz gesagt, das Streben nach einem höheren BIP in seiner jetzigen Form vergrößert nicht nur die Kluft zwischen Arm und Superreich, sondern hackt an den natürlichen Grundlagen unseres Planeten und verbraucht dafür die Gelder der SteuerzahlerInnen. Dies wurde in verschiedenen Farben und Schattierungen in zahlreichen Büchern und Dokumentarfilmen von ÖkonomenInnen, Organisationen und auch von PolitikerInnen aufgezeigt 2-5.
Wie ist also auf eine "regenerative Wirtschaft", eine "Wellbeing Economy"3 am effektivsten hinzuarbeiten? Dies – zusammen mit technologischer Entwicklung und der Einführung vorteilhafter Technologien in die Gesellschaften – wird als der Haupt-Lösungsweg des 21. Jahrhunderts angesehen (z.B. 3). Sie wird sogar bereits von einigen Ländern praktiziert, übrigens von Ländern mit Frauen als Prime Minister, wie Kate Raworth in einem Interview hervorhebt 4. Es existieren also ausreichend theoretische Grundlagen. Es ist an der Zeit, die Umsetzung zu beschleunigen. Während der Vorbereitung dieses Blogs ist das Buch Unfuck the economy von Waldemar Zeiler mit einem Vorwort von Maja Göpel erschienen (Goldmann, 2020) 5. Das Buch schließt mit einer Liste von Handlungen ab, die nützlich sind, abhängig davon, ob man Politiker:in, Verbraucher:in, UnternehmerIn WirtschaftskritikerIn, BürgerIn, MitarbeiterIn, Lehrkraft, MedienmacherIn/JournalistIn, SchülerIn/StudentIn oder MillionärIn ist.
Daher ist ein wichtiger Schritt, diese Informationen zu verbreiten.
Speziell für „VerbraucherInnen“ appelliert das Buch dazu, bei der Wahl der Unternehmen, bei denen man kaufen möchte, selektiv zu sein (i); lokal zu kaufen (ii); und es unterstreicht, dass Teilen die neue Art des Eigentums ist (iii). Schließlich, auch wenn das Hauptproblem (siehe oben) struktureller Natur ist, schlägt das Buch als wichtigsten Hebel für das individuelle VerbraucherInnenverhalten vor, weniger zu fliegen (zu Covid-Zeiten sammeln wir gerade immer mehr Erfahrungen mit Online-Sitzungen), mehr Fahrrad zu fahren und weniger Fleisch zu essen (iv). Hinzuzunehmen wäre der Wechsel zu einem grünen Energieanbieter und zu einer nachhaltigen und fairen Bank. An die „BürgerInnen“ appelliert das Buch u.a., seine Meinung zu äußern und Petitionen zu unterschreiben und – selbstverständlich eigentlich – zu wählen.
Mit diesem Blog haben wir einen Ort geschaffen, um uns mit Ihnen und Euch über die Verschiebungen der Wirtschaft in Richtung Wellbeing Economy auszutauschen. Welche konkreten Erfahrungen, Probleme, Erfolgsgeschichten gibt es in Lübeck und Umgebung?
Autorin: Lisa Marshall
1 https://sdgs.un.org/goals
2 Selektion:
www.maja-goepel.de
www.algore.com
www.forschung-und-lehre.de/klimawandel/
wellbeingeconomy.org/about
www.dw.com/en/merkel-amazon-deforestation-threatens-eu-mercosur-deal/a-54651194)
Einige Links zu lokalen Partnern im weiteren Sinne:
www.climatepartner.com/en/about-climatepartner
ttkiel.wordpress.com/kieler-wirtschaft/
www.wwf.eu
www.transition-initiativen.org/was-ist-eine-transition-town-initiative
www.germanzero.de
3 https://www.thesolutionsjournal.com/article/wellbeing-economy-a-paradigm-for-the-21st-century/
4 https://freakonomics.com/podcast/doughnut-economics/ (Podcast Freakonomics by Steven Levitt and Stephen Dubner, Episode 429: Is Economic Growth the Wrong Goal? with Kate Raworth and Jason Hickle)
5 https://www.randomhouse.de/Paperback/Unfuck-the-Economy/Waldemar-Zeiler/Goldmann/e585241.rhd
Das ist alles sehr abstrakt. Schauen wir nur einmal auf einen winzigen Baustein im Gefüge der Stadt Lübeck:
In der Hartengrube standen bis vor vier Jahren auf Pflanzscheiben aus Beton Robinien, die ein reichhaltiges Vogelleben beherbergten. Jeder (!) Baum hatte sein Nest und bot Vögeln verschiedener Arten Schutz und Nahrung. Die Pflanzscheiben waren teils von Anwohnerinnen gespflegt, teils verlottert. Anwohnerinnen hatten 72 Wildrosen gepflanzt, die bei Arbeiten an Leitungen von Bautrupps und parkenden Autos zur Hälfte wieder zerstört wurden. Dennoch waren die alten Betoneinfassung zu 95% in Ordnung. Die teils kranken Bäume hätten durch neue ersetzt werden können.
Das jetzige Bild: Auf neuen Pflanzscheiben, die jetzt "ordentlicher" aussehen, stehen amerikanische Felsenbirnen, auf einem Schild als ökolisch wertvoll beschrieben. Sie haben ein sehr spärliches Kronenwachstum, das Vögeln keinen Aufenthalt bietet. Die Früchte werden im Sommer innerhalb einer Woche ausschließlich vonTauben verzehrt. Die Maßnahme erfolgt unter hohem Einsatz von Plastik: Die Bäume sind von dicken Plastikmanschetten umgeben, die ca. 80 cm in die Tiefe reichen. Die Einfassungen aus chinesischem Granit wurden in Betonfundamente gesetzt, ebenfalls ca. 80 cm tief und mit dicker Plastikfolie ausgelegt (Durchwurzelungsschutz nach Auskunft der Planungsbehörde). Zwischen den Einfassungsteinen befinden sich schwarze Schaumstoffpolster. Die Pflanzen haben nur noch geringen Zugang zum Grundwasser.
Und die Amseln? Ihre Nistplätze sind verloren. Wo in früheren Sommern von allen Seiten ihr Gesang von bis zu acht Amselhähnchen ertönte, sind sie seit der Vernichtung ihrer bevorzugten Brutgelegenheiten
nur noch vereinzelt und deutlich seltener zu hören.
Fazit: Eine überflüssige und kostspielige Neuanlage, wo doch mit geringem Aufwand die vorhandenen Pflanzscheiben hätten ertüchtigt werden können. Hunderte von Kilo Plastik im Erdreich. Das Straßenpflaster durch schwere Baufahrzeuge erheblich beschädigt. Neupflanzung ökologisch wertloser Bäume. Eine sinnlose Vergeudung von energieintensivem Material. Zu der Maßnahme bin ich gerne bereit, Bildmaterial zu liefern.
… vielen Dank für die Ergänzung. Der Energiecluster, und die Beteiligung der Hochschulen an dem Energiecluster sind sehr wichtig. Die Handlungen [des Energieclusters] basieren auf den Grundsätzen der Smart City Charta.
Nach dieser ist eine Smart City:
• Lebenswert und liebenswert
• Vielfältig und offen
• Partizipativ und inklusiv
• Klimaneutral und ressourceneffizient
(https://www.energiecluster-luebeck.de/vision-und-ziele/)
So kann der technologische Fortschritt, der bei der Entwicklung einer SmartCity entsteht, wohl auch das BIP fördern. Aber die Handlungen des Energieclusters sind nicht mit den Zielen des BIP gleichzusetzen („Das BIP allein und für sich erlaubt keine Aussagen über Wohlstand, Lebensqualität oder Gerechtigkeit für und zwischen den Menschen einer Volkswirtschaft“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttoinlandsprodukt#Wirtschaftswachstum)).
.... wenn ich es richtig verstehe, dann sind im weltweiten Maßstab in vielen Lebensbereichen inkl. Umwelt und Klima durchweg positive Entwicklungen direkt korreliert und kausal begründet mit einem Wachstum des BIP, das wiederum ursächlich mit technologischem Fortschritt assoziiert ist; ich würde daraus folgern wollen, dass wir weiterhin und wohlmöglich verstärkt auf die Um-/Durchsetzung von technologischem Fortschritt setzen sollten und dies auf lokaler Ebene Lübecks voranbringen, z.B. im Rahmen des Energiecluster Lübeck; da können die Hochschulen dann auch signifikante Beiträge leisten.