Mireille Bangue
Dissertationsprojekt: Die moralische Bedeutung der Nidation bei Frauen mit Kinderwunsch
Die Humanembryologie ist in den letzten Jahren zu einer der interessantesten Forschungsgebiete der Medizin geworden.
Mit Einführung der In-vitro-Fertilization und vor allem der Präimplantationsdiagnostik in Deutschland entstanden zahlreiche Diskussionen mit ethischer Fragestellung, die teils oder gar nicht beantwortet sind.
Meistens geht es um die Frage, wann das individuelle Leben beginnt und ob Forschungen an Embryonen zu bestimmten Zeitpunkten der Entwicklung ethisch vertretbar sind.
Bereits durchgeführte qualitative und quantitative Studien zur Entwicklung des menschlichen Embryos berücksichtigen kaum die Bedeutung der Nidation für die Frauen und genau damit möchte sich unsere Forschungsgruppe beschäftigen.
Das Wort Nidation beschreibt die Einnistung der befruchteten Eizelle meist im oberen Uterusdrittel zwischen dem 5.-7. Entwicklungstag nach der Befruchtung. Die Nidation ist zusammen mit der Befruchtung eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine Schwangerschaft und zählt damit zu den wichtigsten Entwicklungsstadien des menschlichen Embryos.
Im Rahmen der In-Vitro-Fertilization werden diese Erkenntnisse genutzt, um infertilen Paaren die Chance auf ein eigenes Kind zu geben.
Für die Beantwortung mancher ethischer Fragen wäre es von großer Bedeutung, zu erfahren, was die Frauen selbst mit dem Thema der Nidation verbinden.
Um diese Fragestellung zu klären, werden wir mit verschiedenen Gruppen von Frauen Interviews führen.
Dabei fanden wir folgende sehr interessant:
- Frauen, die mit IVF schwanger geworden sind
- Frauen, die mit IVF noch nicht schwanger geworden sind
- Frauen, die auf natürlichem Weg schwanger geworden sind
Wir würden gerne einen Vergleich anstellen, ob durch die Umstände der Nidation – sei es natürlich oder durch IVF – die Einnistung anders empfunden wird.
Und wenn dies so ist, welche unterschiedlichen Sichtweisen es gibt. Wird die Empfindung der Einpflanzung eventuell auch anders empfunden, wenn man eingefrorene Eizellen benutzt? Wie beeinflussen die Lebensumstände und die Dauer der Zeit bis zu einer erfolgreichen Nidation die Wahrnehmung?
Welche Gedanken haben eventuell die Lebenspartner zu diesem Thema? Und wie beantworten Frauenärzte derartige Fragen?
Um dieses Thema zu klären, werden wir nicht nur mit den Frauen, Lebenspartnern und eventuell Frauenärzten reden, sondern wir werden auch im Rahmen einer Literaturrecherche begutachten, wie dort der Prozess der Nidation beschrieben wird. Unter anderem wäre es interessant, den historischen Blickwinkel zu erfassen, ab wann und wie man sich mit der Einpflanzung beschäftigt hat.
Betreuung: Prof. Christoph Rehmann-Sutter