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Laura Rammenstein

Wie geht es ihnen? Eine qualitative Interviewstudie zum Gesundheitszustand und zur medizinischen Versorgung wohnungsloser Erwachsener in Norddeutschland.

2018 waren in Deutschland nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe etwa 678.000 Menschen wohnungslos, davon rund 41.000 auf der Straße lebend ohne jede Form der Unterkunft. Es gibt keine einheitliche Definition für Wohnungslosigkeit; vor allem wird damit das Fehlen des eigenen oder mietrechtlich abgesicherten Wohnraums gemeint.

Wohnungslosigkeit bedeutet mehr als das Fehlen einer abschließbaren Wohnungstür: Mit dem Verlust der Wohnung wird es weitaus schwieriger, zu kochen, zu duschen oder eigene Gegenstände gut unterzubringen. Man ist dauerhaft den verschiedensten Witterungen und Gefährdungen ausgesetzt. Der persönliche Rückzugsort und die Privatsphäre verschwinden und das ganze Leben spielt sich an öffentlichen Orten ab, ohne diese mitgestalten zu können oder politische Repräsentation zu erfahren. Wohnungslose werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen und dabei von allen beobachtet, jedoch kaum beachtet. Das hat auch Folgen für die Gesundheit: Wohnungslose Menschen haben häufig psychische und physische Erkrankungen. Sie leiden öfter an akuten Krankheiten und chronischen Erkrankungen. Nicht nur aufgrund des Wetters oder schwieriger Ernährungsmöglichkeiten, sondern auch, weil es an schneller und gesicherter medizinischer Versorgung mangelt, weswegen sich auch kleinere Erkrankungen verschlimmern und chronifizieren können. Ohne Wohnanschrift ist es schwierig, krankenversichert zu sein und die Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch zu nehmen. Wer von Wohnungslosigkeit betroffen ist, stirbt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu früh und ist dabei länger krank.

Es gibt wenig valide Daten zum Gesundheitszustand wohnungsloser Erwachsenen in Deutschland, wobei sich die Situation für wohnungslose Männer und Frauen jeweils unterschiedlich darstellt. Ziel dieser Dissertation ist es, den Gesundheitszustand wohnungsloser Menschen in Norddeutschland näher zu untersuchen und Tendenzen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung herauszuarbeiten; auch hinsichtlich geschlechtsspezifischer Probleme. Dies wird mittels einer narrativen Literaturrecherche erreicht, in der auch auf die philosophischen Aspekte von Gesundheit und Krankheit sowie die Bedeutung von Wohnen und Nicht-Wohnen für die Gesundheit eingegangen wird. Im empirischen Teil werden zur Auswertung der tatsächlichen Krankheitsbelastung Wohnungsloser Daten und Expert*inneninterviews mit Mitarbeitenden des ArztMobil Hamburg herangezogen.

Betreuung: Prof. Dr. Christina Schües