Lena Steimle
Dissertationsprojekt: Rassifizierung personalisierter Pharmazeutika – am Beispiel der Herzinsuffizienz und dem ersten ethnisch zugelassenen Medikament BiDil.
Gegenwärtig erfährt der Begriff der Rasse eine Renaissance in der medizinischen Forschung; besonders im Bereich der sogenannten personalisierten Medizin. Trotz aller Bemühungen vieler Wissenschaftler*innen die Rassentheorie als ungültig zu erklären, taucht der Begriff vermehrt als Kategorie zur Einteilung von vor allem Schwarzen/ PoC und weißen Proband*innen und Patient*innen auf. Unter anderem hat das New England Journal of Medicine beschlossen, keine Studien ohne Angaben zur race von Proband*innen mehr zu veröffentlichen.
In meiner Dissertation soll anhand einer Literaturrecherche am Beispiel der Herzinsuffizienz und dem Medikament BiDil der Begriff der Rasse in pharmazeutischen Studien rassismuskritisch bewertet werden. Laut Jenaer Deklaration von 2019 ist „das Konzept der Rasse […] Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung“.
BiDil wurde 2005 als erstes „race-based“ Medikament für Menschen, die sich selbst als black bezeichnen und unter einer Herzinsuffizienz leiden, in den USA zugelassen. Dies wirft die Frage auf, ob man überhaupt sinnvoll zwischen Weißen und Schwarzen/PoC unterscheiden kann und was die Zulassung und Verschreibung bestimmter Medikamente, wie BiDil, für phänotypisch inhomogene Menschengruppen, rechtfertigt?
Was soll „as self-identified black“ überhaupt bedeuten und „wie Schwarz“ muss ich sein, dass dieses Medikament bei mir von Vorteil ist? Welche gesellschaftspolitischen oder medizinkritischen Risiken hängen mit solch einer Kategorisierung zusammen? Sicher ist, dass die Diskussion über die Annahme es gäbe genetische Unterschiede zwischen Menschengruppen wieder erwacht ist und der Begriff der Rasse von neuem biopolitisch instrumentalisiert wird.
Betreuung: Prof. Dr. Christina Schües