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Prof. Dr. phil. Staffan Müller-Wille

Forschung

Staffan Müller-Wille verbindet in seinen Forschungen Fragen der Epistemologie mit sorgfältigen historischen Fallstudien zur Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin. Gegenwärtig beschäftigen ihn zwei Projekte, die alle in der einen oder anderen Weise um die Rolle der Klassifikation in den Lebenswissenschaften, einschließlich der Medizin und Anthropologie, kreisen. Diese beiden Themen bestimmen gegenwärtig sein Forschungsprofil:

  1. Geschichte und Philosophie der modernen Systematik:
    Systematik widmet sich der Beschreibung, Benennung und Klassifikation der Organismen, und rückt zur Zeit unter dem Stichwort „Biodiversität“ wieder in den Vordergrund lebenswissenschaftlicher Diskussionen. Ihre Geschichte und Philosophie ist im Unterschied zu den experimentell vorgehenden Disziplinen jedoch wenig untersucht. Diesem Thema widmete sich das vom Wellcome Trust 2008 bis 2012 finanzierte Projekt „Re-writing the System of Nature“, das den papierbasierten Verfahren nachging, mit deren Hilfe der schwedische Naturforscher Carl von Linné (1707-1778) die Vielfalt der Pflanzen erfasste. Fragestellungen dieses Projekts wurden für die Zeit nach Linné bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeitsgruppe „Historisizing Big Data“ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte sowie des Forschungsprojekts „Data Science“ am Forschungszentrum Egenis der Universität Exeter weiter verfolgt. In letzter Zeit hat dies zu einem Interesse an der Rolle indigenen Wissens in der Naturgeschichte geführt, mit einem drittmittelgeförderten Projekt zu Natural History in the Age of Revolutions, 1776–1848”, einer Forschungsgruppe an der Universität Cambridge zu "Science and Its Others: Histories of Ethnoscience", und einem Projekt zu Carl von Linnés Reise nach Lappland (1732).
     
  2. Kulturgeschichte der Vererbung und Verwandtschaft:
    Von 2001 bis 2011 wurden im Projekt “Kulturgeschichte der Vererbung” die politischen, medizinischen, und technologischen Kontexte untersucht, aus denen sich der moderne Vererbungsbegriff speiste, und auf die dieser seinerseits Einfluss hatte. Die Ergebnisse mittlerweile in einem gemeinsam mit Hans-Jörg Rheinberger verfassten Buch vor (Vererbung. Geschichte und Kultur eines biologischen Konzepts, Fischer Taschenbuch Verlag 2009). Forschungen auf diesem Gebiet wurden im Kontext der Forschungsgruppe  “Kinship and Politics” am Zenturm für Interdisziplinäre Foraschung, Bielefeld (2017) und im Rahmen des SNF geförderten Projekts “In the Shadow of the Tree: The Diagrammatics of Relatedness as Scientific, Scholarly, and Popular Practice“ (2019–2024) weitergeführt.
     

Näheres zu den Forschungsprojekten und eine vollständige Publikationsliste finden sie hier.

Kontakt

Honorarprofessur für Geschichte und Philosophie der Lebenswissenschaften