Unrecht in Psychiatrie und Behindertenhilfe
Geförderte Projekte von 2018 bis 2021
In den vergangenen Jahren haben bundesweit Forschungsarbeiten auf unethische medizinische Praktiken und Medikamententestungen in Heimen, Einrichtungen der Behindertenhilfe und psychiatrischen Institutionen aufmerksam gemacht. In Schleswig-Holstein erzeugte eine umfangreiche Medienberichterstattung seit 2016 großen Druck auf die Politik, wodurch auch hier eine lokale Aufarbeitung in Gang kam.
Von Oktober 2018 bis November 2020 untersuchte das Institut im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit Jugend, Familie und Senioren Schleswig-Holstein Medikamentenversuche in Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie in den psychiatrischen Kliniken im Bundesland in den Jahren 1949 bis 1975.
Aufgrund der großen öffentlichen Resonanz auf das Projekt zu den Medikamentenversuchen vergab das Land einen weiteren Auftrag: von 2019 bis 2021 dokumentierte das Institut die Erfahrungen von Leid und Unrecht von Kinder und Jugendlichen in psychiatrischen Anstalten und Einrichtungen der Behindertenhilfe in den Jahren von 1949 bis 1990.
Die Projekte wurden von Prof. Cornelius Borck zusammen mit Prof. Gabriele Lingelbach (Geschichte des 19.-21. Jahrhunderts, Christian Albrechts Universität Kiel) geleitet und in Kooperation mit Prof. Sebastian Graf von Kielmansegg (Öffentliches Recht und Medizinrecht, Christian Albrechts Universität Kiel), Prof. Rainer Hering (Landesarchiv Schleswig), Prof. Fritz Hohagen / Prof. Stefan Borgwardt (Psychiatrische Klinik Lübeck) und Prof. Christoph Rehmann-Sutter (IMGWF) durchgeführt.
Mit diesen Projekten hat das Institut einen wichtigen Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der psychiatrischen Versorgung und zur Entwicklung der Einrichtungen für Behindertenhilfe in Schleswig-Holstein geleistet. Auf der Grundlage dieser Forschungsergebnisse und im Austausch mit KollegInnen ähnlicher Projekte entstand der Sammelband „Zwischen Beharrung, Kritik und Reform. Psychiatrische Anstalten und Heime für Menschen mit Behinderung in der deutschen Nachkriegsgeschichte“ herausgegeben von Cornelius Borck und Gabriele Lingelbach (Frankfurt: Campus 2023). Eine Rezension finden sie hier.