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Sterbewünsche von palliativ versorgten Menschen in schwerer Krankheit

Dissertationsprojekt von Linda Sommer

Wie beschreiben und bewerten Ärztinnen und Ärzte ihre Rolle im Entscheidungsablauf am Lebensende und ihren Einfluss im Sterbeprozess?

Medizinische Entscheidungen und Maßnahmen am Lebensende sind eng mit der Werthaltung und Sichtweise der betreuenden Ärztinnen und Ärzte verknüpft. Wir möchten untersuchen, wie Mediziner ihre Rolle in Bezug auf den Sterbeprozess ihrer Patienten beschreiben und bewerten und welche Bedeutung sie ihrer Rolle im Entscheidungsablauf am Lebensende selbst zuschreiben. Welchen Einfluss haben Ärztinnen und Ärzte, aus ihrer eigenen Sicht, für das Sterben des Patienten? In welcher Sprache, d.h. mit welchen Begriffen und Kategorien beschreiben sie selbst ihr Handeln im Rahmen der Sterbehilfe?

Hierfür werden 10-15 semistrukturierte Interviews mit überwiegend Intensiv- und Palliativmedizinern in Deutschland geführt und mit einem ethisch-empirischen Forschungsansatz ausgewertet. Ziel dieser Studie ist es, den ärztlichen Blick auf den Sterbeprozess und die Entscheidungsfindung am Lebensende im Erfahrungskontext der Ärztinnen und Ärzte besser zu verstehen. Vor dem Hintergrund neuerer publizierter Studien soll geklärt werden, in welchem Verhältnis die von Arztpersonen im Alltag verwendeten Konzepte zur Kategorisierung ihrer Handlungen zu den Kategorien im juristisch-ethischen Diskurs zur Sterbehilfe in Deutschland stehen: Wo gibt es Entsprechungen? Wo gibt es Differenzen?

Bisherige Ergebnisse der Interviewauswertung legen ein heterogenes Rollenverständnis der Arztpersonen in Bezug auf den Sterbeprozess nahe und zeigen, dass Entscheidungsfindung am Lebensende meist mit dem übergeordneten Ziel der Leidenslinderung für die Patienten geschieht.  Die hierbei im ambulanten und stationären ärztlichen Kontext praktizierten Formen der Sterbehilfe scheinen von Arztpersonen in ihrem Arbeitsalltag eher selten mit den bestehenden juristischen Kategorien der Sterbehilfe in Verbindung gebracht zu werden.  Viel wichtiger erscheinen den Ärztinnen und Ärzten eine praxisnahe Terminologie und ein implizites Wissen über mögliche Handlungsweisen in Bezug auf die Betreuung ihrer Patienten im Sterben.  

Diese Forschungsarbeit möchte einen Beitrag leisten zum besseren Verständnis der ärztlichen Handlungswelt am Lebensende und zeigen, ob und inwiefern eine einheitliche Sprache für die Debatte über Entscheidungen am Lebensende existiert.