Prof. Dr. phil., dipl. biol. Christoph Rehmann-Sutter
Sterbewünsche von palliativ versorgten Menschen in schwerer Krankheit
Gefördert 2008-2011 von Oncosuisse, der Gottfried und Julia Bangerter-Rhyner-Stiftung und der Förderstiftung HOSPIZ IM PARK, sowie 2013-2016 vom Schweizerischen Nationalfonds, Nationales Forschungsprogramm 67 "Lebensende".
Forschungspreis der Hemmi-Stiftung 2017 (Pressemitteilung)
Patientinnen und Patienten, die unter einer schweren, möglicherweise zum Tod führenden Krankheit leiden, äußern manchmal den Wunsch, nicht mehr kurativ behandelt zu werden. Einige von ihnen erklären dies damit, dass sie sterben möchten. Es ist bekannt, dass Sterbewünsche auch unter Bedingungen guter palliativer Versorgung vorkommen und nicht notwendigerweise ein Ausdruck von Schmerzen oder einer mangelhaften Schmerztherapie sein müssen. Diese Wünsche haben vielmehr einen komplexen Hintergrund, der letztlich auf die existenzielle Auseinandersetzung von Menschen mit dem Tod verweist. Sterbewünsche sind eng mit der Behandelbarkeit und dem Verlauf einer Erkrankung, mit der Lebensqualität, mit der Biographie, mit Bedürfnissen, Haltungen und Sorgen der Betroffenen, aber auch mit dem unmittelbaren Umfeld und der Gesellschaft verbunden.
In einer fast 10 Jahre dauernden interpretativ-phänomenologischen Studie, die im Raum Basel in verschiedenen Settings 2008 initiiert und bis 2017 weitergeführt wurde, konnte durch 248 ausführliche qualitative Interviews Hinweise auf die Absichten, Gründe, Bedeutungen und Funktionen von Sterbewünschen gewonnen werden. Es wurden 62 palliativ versorgte Personen sowie ihr medizinisches und persönliches Umfeld aus vier verschiedenen Gruppen vergleichend untersucht: Krebskrankheiten, neurodegenerative Krankheiten, Organversagen und gebrechliche Personen in hohem Alter.
In der Studie konnte Aufschluss darüber gewonnen werden, wie Sterbewünsche entstehen, wie sie strukturiert sind, wie sich im Verlauf der Zeit und im Verlauf einer Krankheit verändern und wie sie gegeneinander, oder mit Lebenswünschen abgewogen werden. Diese Erkenntnisse bildeten Anlass für eine Reihe grundlegender medizinethischer und philosophischer Untersuchungen. Die Erkenntnisse sind wichtig für die Verbesserung der Palliativmedizin und auch relevant für die öffentliche Auseinandersetzung mit Fragen der Sterbehilfe. Sie sind hilfreich für die angemessene Betreuung und Begleitung Betroffener.
Forschungsteam:
Prof. Dr. phil., dipl. biol. Christoph Rehmann-Sutter, Universität zu Lübeck, Dr. med. Heike Gudat, Chefärztin am Hospiz im Park, Klinik für Palliative Care, Arlesheim (Co-Leitung).
Dr. phil. Kathrin Ohnsorge, MAS, Dr. phil., lic. oec. publ. Nina Streeck, Lucia Stäubli, Kunst- und Gesprächstherapeutin, St. Claraspital, Basel, Heidi Gass, dipl. Pflegefachfrau mit Spezialisierung in Palliative Care, Arlesheim.
Vorstellung der Studie im Deutschen Ärzteblatt
Studienergebnisse auf einen Blick
Dissertationen:
Dr. phil. Kathrin Ohnsorge
Lisa-Marie Müller
Franziska Rau
Alexandra Ridder
Carola Röder
Linda Sommer
Berlin: Kadmos Verlag 2018.
Mit Beiträgen von Emmanuelle Belanger, Corina Caduff, Heike Gudat, Luise Metzler, Lisa-Marie Müller, Kathrin Ohnsorge, Simon Peng-Keller, Theda Rehbock, Christoph Rehmann-Sutter, Clive Seale, Elisabeth Schömbucher-Kusterer, Lucia Stäubli, Nina Streeck.
Oxford: Oxford University Press 2015.
This book discusses the patient’s wish to die in context of different research methodologies about patients’ wishes at the end-of-life, together with a series of ethical views on the clinical implications for palliative care. It presents material in an open and unbiased manner whilst remaining sensitive to the spiritual and existential dimensions of dying, and to the different cultural views that provide meaning to the individual.
• Provides an up-to-date review of the state of knowledge in international end-of-life research
• Empirical, ethical, and clinical perspectives help readers understand the patients’ wishes to die from relevant perspectives, including the patients’
• Offers a cross-disciplinary understanding and collaboration in end-of-life topics
• Dialogue sections help the understanding of academic chapters.